- Künstler: Mytherine, Trigger, Cosmic Axe
- Zeit: 07.01.2023
- Ort: Leipzig, Bandhaus
Mytherine spielen an diesem Abend ihren ersten Gig seit drei Jahren und tun das als Quartett aus einem Sänger, zwei Gitarristen und einem Drummer – der Baß kommt ebenso vom Band wie die Keyboards, die eine markante Rolle im selbstdefinierten Epic Death Metal der Formation einnehmen. Bis man sie allerdings durchhören kann, ist der halbe Set schon bald um, und die klangliche Einbindung des Basses gelingt bis auf wenige Momente, wo dieses Instrument mal in den akustischen Vordergrund tritt, leider gar nicht, so daß das Klangbild ein wenig fragmentiert wirkt. Das Schöne an diesem Abend ist, daß das nicht so sehr stört – zumindest nicht diejenigen Besucher, die die Berliner zum ersten Mal live erleben, und das wird das Gros der Anwesenden sein. Die interessanten Songstrukturen kann man auch so nachvollziehen, und für die Detailerschließung läßt sich ja gelegentlich eine Tonkonserve zu Rate ziehen – wenn es denn dann mal eine neue geben wird: Bisher existiert nur eine einzige Full-Length-Scheibe, Dawn Of A New Era betitelt und schon etliche Jahre alt, und von der stammen aus der Setlist lediglich „The Storm“ (das in einer Frühfassung auch schon auf dem 2013 eingespielten allerersten Demo stand) und „Ancient Path“, so daß wir also sechsmal neuen Stoff geboten bekommen, der an diesem Abend zumindest zu einem gewissen Teil seine Livepremiere erfährt. Wenn das stimmt, daß das Quartett kaum Zeit zum Proben hatte, spricht das für ein enormes technisches Können – einmal stellt sich einer der Gitarristen zwecks Feinabstimmung direkt zum Drummer, aber ansonsten kann der Nichtkenner keinerlei spielerische Probleme erkennen, jedenfalls nicht, als aus dem anfänglich etwas breiigen Gitarrensound etwa ab „As Light Fades“ deutlichere Strukturen und Melodiebögen hervortreten. Ob es Zufall ist, daß letztere vor allem in den beiden älteren Songs etwas schwedisch klingen, aber dabei nicht göteborgisch (man denke eher an Bands wie Dissection), daß diese Elemente in den neueren Songs aber nicht so markant hervortreten, muß sich bei passender Gelegenheit erweisen. Temposeitig zeigt sich die Band ziemlich variabel, legt den Opener „Ash’teroth“ eher in mittleren Lagen an, das folgende „Sinister God Rising“ aber deutlich flotter, schaltet in „Gorfirnod’s Curse“ aber auch in spannende Halbakustik zurück, während der Setcloser „Freezing Darkness“ trotz seines doomverheißenden Titels eher zur speedlastigen Sorte gehört. Was diese Truppe songwriterisch kann, zeigt das spannungserzeugende Break in letztgenanntem Song, das eben nicht in einen siegreichen Marsch Marke Amon Amarth ausbricht, mit dem man dort rechnet, sondern eher unerwartet in wildes Gebretter. Wohl bester Song ist aber „Lord Of Mountains“ mit seinem markanten Keyboardinterludium und seinem frenetischen Solo, rhythmisch teils sogar folklastig und insgesamt eher finnisch als schwedisch orientiert. Der Sänger verzichtet auf Klargesänge (solche werden nur mal als Chorelement eingesampelt) und artikuliert sich eher in herbem Shouting, aber auch bisweilen höher kreischend oder in den Grunzkeller hinabsteigend. Dazu kommt eine freundliche Publikumsnähe – die Stimmung ist prima, die Anfeuerungen sitzen paßgenau, und so bleiben Zugabeforderungen nicht aus. Die Probenzeit hat allerdings nur für diese acht Songs gereicht, also spielen Mytherine, nachdem sich ein Scherzbold im Publikum das komplette Programm da capo gewünscht hatte, zumindest zwei Songs nochmal, darunter als logische Wahl auch „Lord Of Mountains“. Sollte man im Auge behalten – zumal ein neuer Bassist unterm 2022er Christbaum lag, der zwar für diesen in der Gesamtbetrachtung daher ungewöhnlich bassistenarmen Gig noch nicht eingearbeitet werden konnte, was sich aber natürlich zeitnah ändern wird.
Setlist:
Ash’teroth
Sinister God Rising
As Light Fades
The Storm
Ancient Path
Lord Of Mountains
Gorfirnod’s Curse
Freezing Darkness