Zephyr’s Odem Review: EP 2024
Label: DIY
VÖ: 31.05.2024
Stil: Melodic Death Metal
Es gibt Momente im Leben, in denen die leisen Andeutungen zu einem dringenden Drängen werden – und Sänger Raven hat hier seine Rolle wahrlich gemeistert. Schon lange schrieb er mich an, die EP von Mytherine zu reviewen, und ich muss sagen, jetzt, wo ich sie gehört habe, verstehe ich, warum er so hartnäckig war. Diese Berliner Truppe, die sich mit heftigem, schwarz gefärbtem Death Metal einen Namen macht, hat etwas wirklich Feines produziert. Und das sogar in Eigenregie – professionell und mit einer Power, die mancher Major-Label-Veröffentlichung in nichts nachsteht. Also, ab mit den Kopfhörern auf die Ohren und rein ins epische Kurzvergnügen!
Gegründet in Berlin, zieht die Band ihre Wurzeln aus einem Mix von Melodic Death Metal mit einem Hauch von Black Metal, der gelegentlich durch die Songs weht wie ein kalter Wind aus dem Untergrund. Mytherine legen großen Wert auf Melodie und Atmosphäre – düster und majestätisch zugleich, ohne die brutale Essenz des Death Metal zu verlieren. Mit einem Album aus 2015 im Rücken namens „Dawn of a New Era“ haben sie sich im Underground bereits eine respektablen Namen gemacht. Ihre neueste EP wirkt wie eine Vorschau auf das, was noch kommen mag – und wenn sie diesen Standard halten, dann stehen ihnen die Türen zur großen Metal-Welt weit offen.
Obwohl die EP nur knapp neun Minuten lang ist, überzeugt sie durch einen mächtigen, abwechslungsreichen Sound. Der Opener, der direkt auf den epischen Namen „Ash'teroth“ hört, zeigt bereits, dass Mytherine keine Kompromisse eingehen. Ash'teroth, eine uralte Gottheit, die in mythologischen Schriften als Kriegsgöttin und Symbol der Fruchtbarkeit beschrieben wird, verleiht dem Song eine fast rituelle Kraft. Hier stürzt sich die Band voller Inbrunst in finstere, melodische Riffs, die beinahe schon hymnisch wirken – wie ein Sog in dunklere Gefilde. Das Arrangement strotzt vor Melodie und Tiefe, und es überrascht, wie viel die Band in solch kurzer Zeit transportieren kann. Es ist klar, dass Mytherine hier mehr als nur einen Song aufgenommen haben; das ist ein Konzept in Kurzform, eine musikalische Beschwörung der Dunkelheit.
Die Produktion ist bemerkenswert druckvoll – jeder Schlag auf das Schlagzeug und jede Note der Gitarren sitzen präzise und werden von einem satten Bassfundament getragen. Der Sound ist kristallklar, aber nicht steril; es gibt genug rohe Energie, um den typischen Death-Metal-Charakter zu bewahren. Und ja, trotz des professionellen Klangs bleibt der DIY-Spirit spürbar, was der Musik eine sympathische Bodenständigkeit verleiht. Raven war offenbar nicht nur begeistert, sondern regelrecht überwältigt von dem Ergebnis – und jetzt, wo ich es selbst höre, wird mir klar, warum.
Lohnt sich das Zuhören? Unbedingt! Die neun Minuten sind wie eine kleine Reise durch die dunkelsten Abgründe des Melodic Death Metal – von Mytherine perfekt getimt und komponiert, dass man nach den letzten Tönen unweigerlich den „Wiederholen“-Knopf drücken will. Sie haben hier definitiv bewiesen, dass selbst eine kurze EP genug sein kann, um Eindruck zu hinterlassen. Das Songwriting, die Produktion und die Melodien fügen sich zusammen wie ein Puzzlespiel, das sich beim Zuhören mit jeder Note mehr enthüllt.
Wenn ihr euch also nach einem Stück schwarz-gemalten Death Metal mit Melodie und Substanz sehnt, dann ist diese EP eine perfekte Wahl. Und wenn das nächste Album das hier noch toppen kann, dann sehen wir in Mytherine eine Band, die sich anschickt, die Metal-Szene in Berlin – und weit darüber hinaus – ordentlich aufzumischen.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Reviewer: Olaf